Belichtungszeit
shutter speed
Wer sich eine Spiegelreflexkamera anschafft, wird früher oder später den Automatikmodus durch die manuellen Modi ersetzen, um die Gestaltungsmöglichkeiten der Kamera voll auszuschöpfen.
Vor diesem Schritt ist es jedoch sinnvoll, sich zunächst mit den technischen Grundlagen der digitalen Fotografie zu beschäftigen.
Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang immer wieder genannt wird, ist die Belichtungszeit (engl. Shutter Speed) die, neben der Blende, der Brennweite und dem ISO-Wert zu den wichtigsten Größen zur Bildgestaltung mit professionellen, digitalen Spiegelreflexkameras gilt.
Was ist die Belichtungszeit (shutter speed)?
Die Belichtungszeit ist im Englischen unter dem Namen "Shutter Speed" und im Deutschen auch unter dem Begriff "Verschlusszeit" bekannt.
Mit der Verschlusszeit wird angegeben, wie lange der Verschluss / die Blende der Kamera für eine Aufnahme geöffnet ist. Damit legt die Belichtungszeit also fest, wie lange Licht auf den Sensor einfällt.
Dabei gilt, je länger die Belichtungszeit gewählt wird, desto länger fällt Licht auf den Sensor und desto heller wird das resultierende Bild - vorausgesetzt, die anderen Einstellungsparameter der Kamera, wie die Blendenöffnung und der ISO-Wert, bleiben konstant.
Wird hingegen eine kurze Belichtungszeit gewählt, so fällt nur kurz Licht auf den Sensor, sodass das entstehende Bild bei ansonsten gleichbleibenden Aufnahmeparametern dunkler wird.
Die Verschlusszeit wird auf der Kamera meist als Kehrwert ("Xter" Teil einer Sekunde 1/X). Die Angabe 1000 auf Deiner Kamera bedeutet also 1/1000 Sekunden (eintausendstel einer Sekunde), was einer kurzen Belichtungszeit entspricht, analog entspricht die Angabe 4 im Display deiner DSLR 1/4 Sekunden und gilt bereits als längere Verschlusszeit.
Natürlich sind auch Belichtungzeiten von mehr als einer Sekunde möglich. Diese werden häufig als ganze Sekunden mit einem nachträglichen ʺ dargestellt. Eine Belichtungszeit von bspw. 0.8ʺ enspräche 0,8 Sekunden oder die Angabe 30ʺ ist gleichzusetzen mit 30 Sekunden Belichtungszeit.
Wie wirkt sich Belichtungszeit auf die Bildgestaltung aus?
Die Belichtungszeit beeinflusst jedoch längst nicht nur die Bildhelligkeit, sondern wird auch besonders gern als Gestaltungsmittel eingesetzt - Stichwort Langzeitbelichtung.
Bei langen Verschlusszeiten entsteht die sogenannte Bewegungsunschärfe, weswegen insbesondere dann eine lange Belichtungszeit gewählt wird, wenn fließende Bewegungen künstlerisch festgehalten werden sollen, beispielsweise fließendes Wassers in Fluss oder der Straßenverkehr.
Fotos die mit dieser Technik aufgenommen werden, vermitteln dem Betrachter einen Eindruck von Bewegung.
Besteht das Ziel jedoch darin, einzelne Wassertropfen oder Sportereignisse festzuhalten, dann müssen kürzere Belichtungszeiten gewählt werden. Eine kurze Verschlusszeit ist immer dann notwendig, wenn eine Bewegung ohne Bewegungsunschärfe scharf eingefroren werden soll.
Worauf muss bei der Wahl der Belichtungszeit geachtet werden?
Den Crop-Faktor deiner Kamera findest du meist in den technischen Spezifikationen deiner Kamera auf der Herstellerwebseite.
Einige Kameras und Objektive besitzen einen Bildstabilisator, welcher diesen Wert um das vier- bis achtfache erhöhen kann.
Wenn längere Belichtungszeiten benötigt werden, ist es daher immer ratsam, auf ein Stativ zurückzugreifen, damit die Bilder keine ungewünschte Unschärfe durch Verwackeln aufweisen, doch auch bei der Wahl des Stativs kann man viel falsch machen, wir sagen dir, worauf du achten solltest.
Welches ist das richtige Stativ?
Weiterhin muss darauf geachtet werden, dass beim Anpassen der Belichtungszeit keine Über- oder Unterbelichtung auftritt, sofern dem mit der Blendenöffnung nicht entgegen gewirkt wird.
Ein weiterer Nebeneffekt, der insbesondere bei langen Belichtungszeiten auftritt, ist das störende Bildrauschen, welchem man durch die Wahl eines niedrigen ISO-Wertes entgegenwirken kann.
Grundsätzlich gilt, dass die Gefahr des Verwackelns zunimmt, je länger die Belichtungszeit und je größer die Brennweite gewählt wird. Obwohl es generell davon abhängt, wie ruhig die eigene Hand ist, gibt es eine Formel um abzuschätzen, wie lang die Belichtungszeit maximal gewählt werden sollte, um ein unverwackeltes Bild zu erzielen.
Die mögliche Belichtungszeit berechnet sich näherungsweise aus dem Kehrwert des Produktes aus Brennweite und Crop-Faktor.
Beispiel Wenn du mit einer Brennweite von 100mm fotografierst und der Crop-Faktor deiner Kamera 1,5 beträgt, dann ergibt sich für 100*1,5 eine Belichtungszeit von 1/150 Sekunden ohne das Bild zu verwackeln.
Wo kann die Belichtungszeit bei einer DSLR-Kamera eingestellt werden?
Bei einer DSLR-Kamera kann die Belichtungszeit nur außerhalb der automatischen Modi selbst konfiguriert werden.
Dazu wird entweder der vollständig manuelle Modus oder aber der halbmanuelle Zeitautomatik-Modus der Kamera verwendet.
Im manuellen Modus hat der Benutzer komplett freie Hand über sämtliche Einstellungsmöglichkeiten und muss daher nicht nur den Wert für die Belichtungszeit selbst festlegen, sondern auch die Blende und den ISO-Wert bestimmen. Das ist jedoch gerade für Anfänger häufig schwierig, da es etwas Übung erfordert, die für ein korrekt belichtetes Bild erforderlichen Werte zu ermitteln.
Es ist daher empfehlenswert, am Anfang zunächst auf einen der halbmanuellen Modi zurückzugreifen. Je nach Kameramodell, gibt es unterschiedliche Bezeichnungen für diese Modi. Während Canon-Modelle den Begriff "Time Value" Mode (TV) verwenden, findet sich bei Kameras von Nikon und Samsung die Bezeichnung "Shutter-Priority" Mode (S).
Die Funktion der Modi ist jedoch die gleiche: Der Fotograf stellt bei diesem Modus die gewünschte Belichtungszeit ein und die Kamera ermittelt dann automatisch, welcher Wert für die Blende benötigt wird, damit ein korrekt belichtetes Bild entsteht.
Es ist empfehlenswert, sich in diesem Modus auch stets den von der Kamera ermittelten Wert für die Blende genauer anzusehen, um ein Gefühl für die richtige Belichtung zu bekommen. So kann daraufhin gearbeitet werden, später auch den komplett manuellen Modus zu verwenden.